Abwehr & Immunsystem

Vergiftung – Was ist giftig für Pferde?

Pferde sind besonders empfindlich, wenn es um Giftstoffe geht. Da sie sich nicht Übergeben können, ist ein aufgenommener Giftstoff kaum mehr zu entfernen. Daher sind starke Vergiftungen auch meistens direkt lebensgefährlich für ein Pferd. Vergiftungen können durch viele verschiedene Stoffe ausgelöst werden und zeigen sich auch je nach Ausprägung sehr unterschiedlich.
Krankheitsbild Vergiftung bei Pferden - Was tun?

Vergiftungen bei Pferden kommen gelegentlich vor. Man unterscheidet zwischen leichten Vergiftungen, die in aller Regel nicht tödlich sind, aber den Körper trotzdem belasten und den schweren Vergiftungen, die oft tödlich sind oder das Leben des Pferdes maßgeblich durch schwere Schäden an Herz, Leber, Niere oder Darm verkürzen. Pferde könnten in ihrem Umfeld immer wieder mit Giftstoffen, sogenannten Toxinen, in Kontakt kommen. Dazu gehören Gifte aus Pflanzen, Herbizide und Pestizide, Schwermetalle, Holzschutzfarben, Teer und Altöl und viele andere. Aber auch Futtermittel können toxisch werden, wenn sie im Übermaß gefüttert werden. Besonders überdosierte Mineralfuttermittel und zu hohe Kraftfuttergaben könnten ein Pferd vergiften. Vergiftungen sind immer ein Notfall für den Tierarzt. Je mehr man zudem über die Aufnahmezeit, die Aufnahmemenge und auch den Giftstoff an sich weiß, desto besser.

Symptome Symptome: Vergiftung beim Pferd erkennen und richtig handeln

Vergiftungen haben viele unterschiedliche Symptome. Es kommt vor allem auf den Grad der Vergiftung an. Besonders schleichende Vergiftungen gehen meist mit einer gewissen Lethargie und Müdigkeit einher. Die Pferde erscheinen abgeschlagen und träge. Sie sind nicht leistungswillig und auch nicht leistungsfähig

Einige Vergiftungen bewirken jedoch genau das Gegenteil und die Pferde werden äußerst schreckhaft und ängstlich. Zum Teil zeigen sich eine irrationale Panik oder dauerhafte Angstzustände. Die Pferde kommen nur schlecht oder gar nicht zur Ruhe. Viele Vergiftungen zeigen sich mit Hautproblemen. Neben sehr dramatischen Verläufen mit Schwellungen und Nesselfieber können diese aber auch subtil und schleichend entstehen. Dazu gehört auch der Ausfall von Langhaar und Deckhaar sowie eine beinahe schorfig-verdickte Haut. Dies tritt vor allem bei Vergiftungen mit Eisen, Mangan und Zink auf. Meistens gesellen sich noch neurologische Probleme wie Bewegungsstörungen hinzu. Gelegentlich wird der Eindruck einer spinalen Ataxie bzw. eines Wobbler Syndroms erweckt. Auch Lähmungserscheinungen der Hinterhand oder unspezifische Lahmheiten gehören dazu. Oft entwickeln die Pferde eine krampfig erscheinende Muskulatur, die sich zu großen Platten zusammenziehen kann. Auch Kreuzverschläge durch Vergiftungen kommen vor. Gelegentlich werden diese Symptome mit denen von PSSM2 verwechselt. Die Schleimhäute der Pferde färben sich blass bis grau. Allgemein erscheint das Pferd kühl und schlecht durchblutet. Häufig beginnen sie parallel sehr stark zu speicheln. Viele Toxine lösen bei Pferden zudem auch eine Kontaktallergie in der Maulhöhle oder der Speiseröhre aus. Damit einher kommen starke Schluckbeschwerden und das wieder Aufhusten von Futtermitteln. Oft kommt zum starken Speichelfluss auch ein schwerer Durchfall hinzu. Der Kot kann stark mit Blut durchsetzt sein. Der Urin färbt sich dunkel. Er kann sowohl Myoglobin als auch Blut enthalten. Bei Schluckbeschwerden kann es zeitgleich zu einem starken Anschwellen des Kehlkopfes und damit einhergehenden Atemproblemen kommen. Die Pferde bekommen nur noch schwer Luft. Das zeigt sich an extrem schnell ansteigender Atemfrequenz. Durch die Probleme in Luft- und Speiseröhre halten viele Pferden den Kopf auffallend schief. Schwere Vergiftungen gehen meist mit deutlichen neurologischen Symptomen wie Taumeln und Fallen und starken Schmerzsymptomatiken einher. Dazu gehören auch Koliken und Krämpfe. Bei schweren Verläufen beginnt das Pferd, enorm zu schwitzen und zu zittern. Viele Pferde werden kaltschweißig und haben große Probleme bei der Regulation der Körpertemperatur. Dies kann neben den Koliken bis hin zu allergischen- und vergiftungsindizierten Schockzuständen führen. Die Pferde kollabieren und sind nicht mehr fähig aufzustehen. Häufig kommt es zu starker Ödembildung am Maul, der Speiseröhre sowie als Nesselfieber am ganzen Körper. Dazu können schwere Herzödeme auftreten. Bestehen die Vergiftungen über eine lange Zeit, besonders bei leichten, aber chronischen Vergiftungen, zeigen viele Pferde eine starke Anämie. Die Anzahl der roten Blutkörperchen kann herabgesetzt sein, je nachdem was die Vergiftung herbeigeführt hat. Meist magern die Pferde parallel stark ab. Auch Hufrehe können durch Vergiftungen ausgelöst werden. Diese können sowohl schleichend als auch spontan kommen.

Ursache Vergiftung bei Pferden: Die Ursache und den Auslöser finden

Die Ursache einer Vergiftung liegt immer erst einmal in der Aufnahme eines giftigen Stoffes. Daher ist die Suche nach dem Auslöser die erste und wichtigste Maßnahme. Wenn man einschätzen kann, was das Pferd aufgenommen hat, ist eine Therapie effektiver oder überhaupt erst möglich. Sind ganze Bestände vergiftet, sollte man zunächst bei den Hauptfuttermitteln sowie dem Wasser ansetzen, um das Gift zu identifizieren. Bei einzelnen Pferde sucht man eher im direkten Umfeld des Pferdes. Beinahe jeder Stoff kann, wenn er im Übermaß aufgenommen wurde, giftig werden. Manche Vergiftungen werden daher oft nicht wahrgenommen. Dazu gehören zum Beispiel Kohlenhydrate. Im Übermaß aufgenommen führen sie zur Fettleibigkeit und daraufhin auch zu metabolischen Erkrankungen wie dem Equinen Metabolischen Syndrom(EMS). Auch das Übermaß an Eiweiß hat gesundheitliche Folgen wie z.B. eine Überlastung der Niere. Zu hohe Dosen Pflanzenöl wiederum sorgen für Irritationen des Darmes und der Darmflora. Toxische Dosen an Selen können beim Pferd eine Hufrehe und das Ausschuhen auslösen. Gleiches gilt für den übermäßigen Konsum von Kernobst oder Eicheln. Wie bei so vielem gilt der Leitspruch: Die Menge macht das Gift. Schwere Vergiftungserscheinungen sind auf echte Gifte zurückzuführen. Dazu gehören neben den Pflanzengiften auch Rattengift, Herbizide und Pestizide sowie manche für Pferde nicht zugelassene Medikamente. Auch Altöl, Teer und Schwermetalle sind für Pferde toxisch. Rattengift ist für Pferde extrem gefährlich, da es auch für Pferde gut riecht und schmeckt. Es darf keinesfalls im Pferdeumfeld eingesetzt oder auch nur aufbewahrt werden. Rattengiftvergiftungen sind in den meisten Fällen für das Pferd tödlich. Die meisten Vergiftungen im Pferdebereich gehen allerdings auf Giftpflanzen zurück. Giftpflanzen können sich vor allem auf der Weide und im Heu befinden. Dazu gehören sowohl einige Umgebungspflanzen wie das Jakobskreuzkraut, die Herbstzeitlose oder der Adlerfarn. Aber auch Zierpflanzen und immergrüne Gewächse sind für Pferde oft hochgiftig. Zierpflanzen finden die Pferde gelegentlich als illegal entsorgte Gartenabfälle. Auf der Weide entsorgter Grünschnitt gehört ebenfalls zu den häufigen Vergiftungsauslösern. Auch wohlmeinende Spaziergänger, die mitgebrachte Wurstbrote oder Essensreste verfüttern, können Vergiftungen auslösen. Aber auch Insekten wie der Eichenprozessionsspinner können schwere Vergiftungs- und Allergiegeschehen auslösen. Die Samen und Sämlinge des Bergahorns lösen Vergiftungen aus, aber auch der übermäßige Konsum von Steinobst. Auf den Nachbarfeld ausgebrachte Pestizide oder Herbizide während die Pferde direkt am Zaun grasen, kommen ebenfalls gelegentlich vor, vor allem dann, wenn kein nachbarschaftliches oder freundschaftliches Verhältnis zwischen Weide- und Feldbesitzer besteht. Auch Holzschutzmittel von Zaunpfählen oder Teer von alten Bahnschwellen können Vergiftungen auslösen. Meist geschieht dies, wenn die Pferde zu wenig oder zu einseitiges Raufutter erhalten und diese behandelten Hölzer benagen. In seltenen Fällen vergiften sich Pferde mit Schwermetallen wie Blei oder Quecksilber. Diese Substanzen werden über das Heu oder das Wasser aufgenommen. Allerdings handelt es sich dabei um seltene Einzelfälle.

Prävention Vergiftungen bei Pferden vorbeugen und das Pferd schützen

Die beste Prävention einer Vergiftung ist die tägliche Kontrolle der Raufuttermittel auf Giftpflanzen vor der Fütterung. Auch eine tägliche Weidekontrolle ist sinnvoll. Bei übermotivierten Spaziergängern oder Nachbarn können Gespräche sowie Schilder helfen. Viele Nicht-Pferdebesitzer sind sich über die Gefahr solcher Fütterungen nicht im Klaren. Im Stallbereich sollten nur unbedenkliche Substanzen zum Einsatz kommen. Das Nagen an Zaunpfählen und Anbindebalken sollte generell vermieden werden. Werden auf den Nachbarfeldern Pestizide und Herbizide ausgebracht, sollten die Pferde von den Weiden genommen werden. Auch hier hilft es meist, mit dem Landwirt zu sprechen, um frühzeitig Maßnahmen zu ergreifen. In der Sommerperiode sollte man zudem das Pferd nur aus bekannten und sauberen Quellen trinken lassen, da gerade Pfützen und Gräben direkt nach einer Pestizid- und Herbizidausbringung große Konzentrationen dieser Substanzen beinhalten könnten.

Behandlung Vergiftungen bei Pferden richtig behandeln und schnell reagieren

Die beste Behandlung liegt zunächst in der Prävention der Vergiftung durch Vermeidung des giftigen Stoffes. Wenn das Pferd die giftige Substanz aufgenommen hat, sollte sofort ein Tierarzt hinzugezogen werden. Ist das Pferd noch transportfähig, sollte es in die nächste Tierklinik gebracht werden. Gerade Vergiftungen bedürfen enger Überwachung des Pferdes. Weiterer Kontakt mit dem Gift sollte unter allen Umständen vermieden werden. Handelt es sich bei dem Gift um ein schleimhautschädigendes Kontaktgift, sollte das Pferd an diesen Stellen gespült und abgewaschen werden. Aber Vorsicht: Schützen Sie auch sich selbst mit Handschuhen und ggf. einem Arbeitskittel! Je nach Art der Vergiftung ist eine Rettung des Pferdes nicht mehr möglich. In diesen Fällen kann es notwendig werden, das Pferd vor dem Eintreten der starken Vergiftungserscheinungen einzuschläfern. Handelt es sich um eine bekannte Vergiftung und besteht Hoffnung auf Heilung, wird der Tierarzt zunächst versuchen den Kreislauf stabil zu halten. Dies geschieht durch Infusionen mit Kochsalzlösung und aufbauende Substanzen. Gelegentlich entwickelt das Pferd hohes Fieber oder Untertemperatur die entsprechend mit Eindecken oder kühlenden Handtüchern, kaltem Wasser etc. behandelt werden kann. Je nach toxischer Substanz ist auch ein Beruhigungsmittel notwendig. Die meisten Vergiftungen zeigen sich in den schweren Verläufen durch Krampfkoliken, weswegen auch hier krampflösende Medikamente und Schmerzmittel zum Einsatz kommen. Gleichzeitig wird versucht, die toxische Substanz durch das Anregen der Nieren aus dem Körper zu schwemmen. Parallel verabreicht der Tierarzt je nach Gift Paraffinöl, Lactulose und Aktivkohle, um Durchfall zu erzeugen und Giftstoffe im Verdauungstrakt zu binden. Danach wird der Tierarzt je nach Verlauf entscheiden, wie weiter behandelt wird. Es gibt daher kein festes Prozedere wie eine Vergiftung behandelt wird, da es stark vom Gift und seiner Wirkung abhängt. Je mehr der Tierarzt über die Art der Vergiftung weiß, desto eher kann die Situation eingeschätzt werden.