Pferdefütterung

Aufzucht- Wissenswertes im Überblick

Veröffentlicht am 31.07.2023
Die Aufzucht von jungen Pferden ist ein faszinierender, aber auch anspruchsvoller Prozess. In unserem Ratgeber findest du einige grundlegende Punkte im Überblick.
Fütterung während der Aufzucht von Pferden

Eine gute und korrekte Ernährung legt den Grundstein für ein gesundes Pferdeleben. Daher sollte man gerade bei Fohlen und Absetzern ein genaues Augenmerk auf die Fütterung und die allgemeine Gesundheitspflege legen. Die korrekte Fütterung von Fohlen und Absetzern ist das A und O in der Aufzucht. Nur ein Fohlen was ausreichend, aber nicht zu viele Nährstoffe erhält kann sich entsprechend entwickeln.

Jungpferdeaufzucht – so gelingt ein guter Start ins Pferdeleben
In den ersten Lebensmonaten erhält das Fohlen alle notwendigen Nährstoffe durch die Muttermilch und erstes spielerisches knibbeln am frischen Weidegras. Daher sollte auch die Mutterstute ausreichend Nährstoffe zur Verfügung haben. Neben ad libitum Heu und Weide benötigt die Mutterstute normalerweise ein Mineralfutter und bei Bedarf etwas Kraftfutter in Form von Hafer oder einem Stutenfutter. Allerdings sollte man sich davor hüten die Stute zu mästen. Hufrehe durch Überfütterung von laktierenden Stuten sind ein häufiges Problem geworden. Daher ist eine genaue Rationskontrolle bei Stute und Fohlen die sinnvollste Herangehensweise. 

Der Bedarf der tragenden Stute steigt erst in den letzten Wochen vor der Geburt des Fohlens. Bis dahin benötigen Stuten in der Regel keine besondere Beifütterung zusätzlich zu ihrer normalen Ration. Sie sollten neben Heu stets Zugang zu Wasser haben und ein gutes und hochwertiges Mineralfutter erhalten. Ob das Pferd zusätzlich Kraftfutter benötigt, muss vor der Bedeckung geklärt werden. Gerade eher robuste Rassen oder sehr kräftige Stuten brauchen nicht automatisch Kraftfutter, nur weil sie tragend sind oder laktieren. Baut die Stute im letzten Drittel der Trächtigkeit an Gewicht ab, kann man in diesen Fällen langsam ein Kraftfutter einschleichen. Bei blütigen Stuten oder großen Warmblütern benötigt man gelegentlich ein Kraftfutter zur Unterstützung von Beginn an. Man sollte daher die Fütterung langfristig planen.
Nach der Geburt ist der Bedarf der Mutterstute am höchsten. Vor allem hochwertiges Eiweiß muss der Stute zur Verfügung stehen. Dazu gehört neben frischem Weidegras, ad libitum Heu auch in vielen Fällen ein gutes Stutenfutter. Nach den ersten drei Laktationsmonaten sinkt ihr Bedarf wieder und auch das Kraftfutter kann langsam abgesenkt werden. Bei robusten Rassen kann es sein, dass selbst in den ersten Laktationsmonaten kein Kraftfutter notwendig ist und Heu sowie Gras und ein Mineralfutter ausreichen.

Das Fohlen erhält alle notwendigen Nährstoffe aus der Stutenmilch. Ein frühes Zufüttern der Fohlen ist daher weder notwendig noch sinnvoll. Werden Fohlen bereits mit drei Monaten mit Kraftfutter gefüttert, kommt es zu einem abnormalen Höhenwachstum und späteren Sehnen- und Gelenksproblemen. Auch wenn es natürlich verführerisch ist, wenn ein Pferd bereits in jungen Jahren sehr groß und „fertig“ aussieht, sollte man das vermeiden. Mit der frühen Gabe großer Kraftfuttermengen steigt auch das Risiko von OCD (Osteochondrose Dissecans) bzw. Gelenkchips, da Sehnen und Gelenke nicht in gleicher Geschwindigkeit wachsen wie die Knochen, wenn das Pferd große Mengen Kraftfutter aufnimmt.
Werden Fohlen sehr früh, also bereits mit sechs oder sieben Monaten abgesetzt, benötigen sie meistens eine Zufütterung neben Heu. Der Körper ist an sich noch nicht komplett auf die Aufnahme von Raufutter eingestellt. Daher sollte man einen besonderen Wert auf die Zufütterung von hochwertigem Eiweiß legen und Getreidestärke, wenn möglich, vermeiden bzw. die Mengen geringhalten. Dazu benötigen diese Fohlen ein hochwertiges und auf das Raufutter angepasstes Mineralfutter. Natürlich sollte das junge Pferd nicht mangelernährt werden, weswegen die genauen Inhaltsstoffe des Heus bekannt sein sollten. 

Früh abgesetzten Fohlen fehlt ein Teil ihrer Prägephase. Sie sind in der Regel unsicherer und weniger souverän. Je länger sie bei ihrer Mutter in einem gesunden Familienverband aufwachsen können, desto besser. Sinnvoller ist ein spätes Absetzen des Fohlens, sofern dies möglich ist, damit das Pferd ein gesundes Sozial- und Fressverhalten entwickeln kann.
Nach einem Jahr ist 90% des Höhenwachstums abgeschlossen. Den Großteil der benötigten Nährstoffe wie Eiweiß, Mengen- und Spurenelemente hat das Fohlen aus der Muttermilch erhalten. Ob und wieviel Kraftfutter oder Aufzuchtsfutter das Absatzfohlen nun benötigt, ist stark abhängig von der Rasse. Da das Wachstum jedoch noch mehrere Jahre andauert, sollte man dringend darauf achten, dass das Fohlen nicht zu dick wird. Übermäßige Gaben sind auf jeden Fall zu vermeiden. Stattdessen darf ein Fohlen altersentsprechend kantig und drahtig aussehen. Ist Aufzuchtsfutter notwendig, sollte dies stärkearm gewählt werden. Das Fohlen sollte keinesfalls mehr als 1g Stärke pro kg Körpermasse des aktuellen Gewichts erhalten. Dazu ist es sinnvoll das junge Pferd alle drei Monate bis alle sechs Monate zu wiegen.
Neben der Ernährung ist auch die Gesundheitsfürsorge in der Aufzucht elementar. Besonders Parasiten und Infektionskrankheiten sind häufige Auslöser für spätere und lebenslange Probleme. Aufzuchten sollten zudem aus einem stabilen Herdenverband bestehen in dem auch ältere Tiere leben, an denen sich die jungen Pferde orientieren können. Fehlt dies, können sowohl Sozialverhalten als auch das Fressverhalten später gestört sein. Ein gutes Parasitenmanagement und hygienische Lebensumfelder sind eines der wichtigsten weiteren Aspekte. Neben der Ernährung muss daher bei der Wahl des Aufzuchtplatzes ein großer Wert auf die Hygiene und das Parasitenmanagement gelegt werden. Die Futterqualität ist entscheidend für ein gesundes Aufwachsen des jungen Pferdes. Schimmel oder Pilzbefall im Heu ist besonders in der Aufzucht absolut abzulehnen. 

Sind die Fütterung und die Haltung in der Aufzucht schlecht, neigen Pferde zu Allergien, Immunschwäche, Verhaltensauffälligkeiten und vielen weiteren Problemen.
Frühe und sehr starke Verwurmung beim Jungpferd, hoher Parasitendruck durch schlechte Stallhygiene in Kombination mit zu wenig oder qualitativ schlechtem Raufutter und großer Stress durch viel Wechsel in der Herde, sowie fehlende Alttiere sind der Grundstein für langfristige und therapieresistente gesundheitliche Probleme. Eine Grundfutteranalyse sollte immer herangezogen werden, wenn es um die Auswahl des Mineralfutters oder auch um die Frage geht, ob das junge Pferd ein Aufzuchtfutter benötigt oder nicht. Sie ist die Grundlage für eine kostengünstige und punktgenaue Ernährung von Jungpferden, um schöne, starke und gesunde Jungpferde aufwachsen zu lassen.